Rückblick









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Warum haben Sie sich für eine Partnerschaft auf dem BDEW Fachkongress Treffpunkt Netze mit dem Motto „Sicher. Smart. Vernetzt“ entschieden?
Wir haben uns für eine Partnerschaft entschieden, um unsere Position innerhalb der WEMAG Gruppe im Bereich der Energienetze sowie die aktuellen Trends und Innovationen, mit denen wie uns auseinandersetzen, darzustellen. Das Thema Sicherheit, intelligente Technologien und Vernetzung sind zentrale Bausteine für die Zukunft unserer Infrastruktur, insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung und die zunehmende Komplexität der Netze.
Darüber hinaus sehen wir in diesem Rahmen eine hervorragende Gelegenheit, den Austausch mit Branchenexperten, Partnern und anderen Akteuren zu fördern, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen der Energiewende zu entwickeln. Die Teilnahme unter diesem Motto unterstreicht unser Engagement, sichere, effiziente und zukunftsfähige Netzstrukturen im Sinne unserer Versorgungsaufgabe und unserer Kunden aufzubauen.
Sie waren auch im letzten Jahr Partner der Nachwuchsinitiative – warum ist es so wichtig frühzeitig mit der jungen Generation in Kontakt zu kommen?
Der frühzeitige Austausch mit jungen Menschen ist ein strategischer Schlüssel für unsere Zukunft. Energiewende, Digitalisierung und der Klimaschutz fordern nicht nur technologische Innovationen, sondern auch ein Umdenken in der Art, wie wir arbeiten und letztendlich auch Talente für unsere Branche gewinnen. Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, müssen wir frühzeitig sichtbar sein, Orientierung bieten und zeigen, dass wir bereit sind, uns gemeinsam mit der nächsten Generation weiterzuentwickeln.
Nicht zuletzt bringt die junge Generation neben frischen Ideen, digitale Kompetenzen und auch neue Perspektiven mit. Wer früh den Dialog sucht, profitiert doppelt: von engagierten Nachwuchskräften und von einem lebendigen Austausch. Diejenigen, die heute in Netzwerken mit jungen Talenten in den Dialog treten, investieren in die Innovationskraft von morgen.
Das Energiemonitoring der Bundesregierung liegt vor, eine bessere Synchronisierung von Erzeugern, großen Verbrauchern und Netzausbau ist politisch hoch auf der Agenda. Wie sieht es denn in ihrem Netz aus?
Die WEMAG Netz ist sehr stark durch den Zubau von Erneuerbaren Energien betroffen. Heute sind rund 3 GW Einspeiseleistung am Netz, ca. 17 GW beantragt und zusätzlich sind bereits heute 6,4 GW reserviert. Aktuell kommen noch diverse Speicheranfragen in Höhe von 6,6 GW dazu.
Das heißt massiver Netzausbau in den nächsten Jahren und eine Steigerung des Investitionsvolumens auf durchschnittlich 125 Mio. EUR pro Jahr. Das ist eine Verfünffachung der Investitionen.
Eine Synchronisierung von Erzeugung, Verbrauchern und Netzausbau halten wir für notwendig und richtig. Wir möchten die Netzinfrastruktur gezielt an den Standorten ausbauen, an denen der Bedarf besteht. So können wir unnötige Kosten für Redispatch vermeiden und schaffen ein positives Kundenerlebnis.
Zudem könnte eine gesetzgeberische Koordination dazu beitragen, das Ziel der CO₂-Neutralität zu sichern. Dabei werden die erforderlichen Anforderungen in den jeweiligen Regionen und für unterschiedliche Anlagen identifiziert, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Hier sind dann Steuerungsimpulse zum Anlagenzuwachs (und Antragslage) von einem möglichst konkreten Zielbild in z.B. 2045 auf einzelne Stützjahre herunterzubrechen. Mit dieser klaren Sicht wären eine konkrete Steuerung und eine Kompromissbeschreibung innerhalb der Bundesrepublik möglich.
Auf der Landesebene wäre eine Synchronisation mit den Genehmigungsbehörden wichtig. Hier ist neben dem regelmäßigen Austausch zu Genehmigungsvorgängen auch eine prozessuale Synchronisation auf möglichst standardisierte und digitale Vorgänge wünschenswert.
Der anstehende Investitionsbedarf in die Netze ist beeindruckend hoch. Den wirtschaftlichen Rahmen dafür setzt die Bundesnetzagentur. Hier gab es große Kritik aus der Branche. Wo müssen wir jetzt ansetzen, für einen zukunftsweisenden Regulierungsrahmen?
Die Weiterentwicklung des Regulierungsrahmens muss in den kommenden Jahren/Jahrzehnten die Transformation der Energieversorgung sicherstellen. Dazu gehört es einen Rahmen zu schaffen, der zum einen Effizienzanreize setzt, auf der anderen Seite aber auch Investitionen fördert.
Der aktuelle Entwurf der Bundesnetzagentur stellt hier sehr einseitig auf eine absolute Minimierung der Kosten des Netzbetriebes ab, ohne den Finanzierungsbedarf der Anforderungen der Energiewende zu berücksichtigen. Die zum Beispiel von der Behörde geplanten Verschärfungen im und aus dem Effizienzvergleich werden den Unternehmen massiv Liquidität entziehen, die zum einen für die Stärkung der Innenfinanzierungskraft benötigt wird, auf der anderen Seite aber auch Voraussetzung für die Einwerbung von Fremdkapital ist. Geplante Anpassungsmechanismen an geänderte Aufgaben, die Kostensteigerungen auffangen können, werden dagegen nur als Übergangslösung für die kommenden Regulierungsperiode gesehen, auch wenn der mögliche Zeitverzug zwischen Kostenaufwuchs und Berücksichtigung in den Erlösen bis zu 5 Jahre betragen kann.
Der Regulierungsrahmen, der sowohl die aufwachsenden Aufgaben als auch die Konkurrenz um Finanzmittel auf dem weltweiten Kapitalmarkt sicherstellt, muss hierfür die Grundlage bilden. Eine Regulierung, die für Verteilnetzbetreiber europaweit die stärksten Einschränkungen beinhaltet, wird diesem Ansinnen nicht gerecht. Der Spagat aus Sparkurs und Umsetzung zusätzlicher Anforderungen lässt sich nicht realisieren, in keiner Branche.

Der Treffpunkt Netze ist der Fachkongress der Netzbetreiber. Was erwarten Sie vom diesjährigen Treffpunkt Netze mit dem Motto „SICHER. SMART. VERNETZT.“?
Das Motto bringt die zentralen Herausforderungen für Netzbetreiber sehr gut auf den Punkt. Bei TransnetBW setzen wir auf Digitalisierung und intelligente Systeme, um den Betrieb des Übertragungsnetzes sicherer, effizienter und resilienter zu machen. Der Treffpunkt Netze ist für uns die ideale Plattform, um uns mit Partnern aus anderen Bereichen der kritischen Infrastruktur auszutauschen und voneinander zu lernen. Ich erwarte konkrete Impulse, wie wir Sicherheit, Smartness und Vernetzung in einem immer komplexeren Energiesystem gemeinsam weiterentwickeln können.
Mit der Energiewende gewinnt die Vernetzung aller Ebenen und Sparten an Bedeutung. Der Treffpunkt Netze bietet eine große Chance dazu. Bei welchen Themen finden Sie den Austausch besonders wichtig?
Unser gesetzlicher Auftrag lautet, ein sicheres, zuverlässiges und leistungsfähiges Energieversorgungsnetz zu betreiben. In Baden-Württemberg bedeutet das: Wir haben sehr viel Photovoltaik, aber kaum noch große regelbare Kraftwerke im Land. Versorgungssicherheit und Systemstabilität müssen wir daher über Netzausbau und die intelligente Nutzung von Flexibilitäten gewährleisten.
Dabei geht es um einen Mix aus zentralen Flexibilitäten – etwa große Speicher, neue H2-ready-Gaskraftwerke oder leistungsfähige Übertragungsleitungen – und dezentralen Flexibilitäten wie Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur für Elektromobilität oder Batteriespeicher in Unternehmen und Haushalten. Auch Rechenzentren und die Elektrifizierung industrieller Prozesse werden zunehmend zum Faktor.
Und: Der Transport von Windenergie aus dem Norden in den Süden bleibt eine Kernaufgabe. Nur mit leistungsfähigen Übertragungsleitungen können wir regionale Überschüsse und Defizite im Energiesystem ausgleichen. Digitalisierung – Stichwort Smart-Meter-Gateways und Plattformlösungen – ist dabei einer der Schlüssel, um zentrale und dezentrale Flexibilitäten systemdienlich zu erschließen.
Sie als Übertragungsnetzbetreiber sind verantwortlich für die Stabilität des Systems. Jüngst hat die Bundesnetzagentur den Systemstabilitätsbericht veröffentlicht. Was ist im Gebiet von TransnetBW die größte Herausforderung?
Baden-Württemberg ist nicht erst seit dem Ausstieg aus der Kernenergie ein Stromimportland. Große, regelbare Erzeugungskapazitäten fehlen. Gleichzeitig verfügen wir über einen sehr hohen Anteil an Photovoltaik. Diese wetterabhängige Einspeisung müssen wir stabil ins Netz integrieren – und zusätzlich große Mengen an Windstrom aus Nord- und Ostdeutschland nach Baden-Württemberg transportieren.
Parallel steigt der Strombedarf deutlich: durch Rechenzentren, den Hochlauf der Elektromobilität, den Einbau von Wärmepumpen und die zunehmende Elektrifizierung industrieller Prozesse. Das heißt: Wir müssen nicht nur mehr Strom transportieren, sondern ihn auch zeit- und lastgerecht bereitstellen.
Die größte Herausforderung liegt daher im Zusammenspiel aus wachsendem Verbrauch, hoher Volatilität und fehlenden großen Erzeugern im Land. Wir sichern die Stabilität mit Netzausbauprojekten wie SuedLink und ULTRANET, mit Redispatch-Maßnahmen und mit neuen Systemdienstleistungen.
Die neue Bundesregierung ist mehr als 100 Tage im Amt. Welche Bilanz ziehen Sie mit Blick auf die Energiepolitik?
Wir begrüßen sehr, dass die Bundesregierung die Bezahlbarkeit der Energiewende in den Mittelpunkt stellt. Für uns als Übertragungsnetzbetreiber ist das ein entscheidender Faktor, denn Netzausbau und Systemstabilität müssen nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich im Einklang stehen.
Ein wichtiger Punkt ist die Frage, wie wir Netzausbau möglichst effizient und zügig realisieren können. Freileitungen sind in der Regel kostengünstiger und schneller umsetzbar, während Erdkabel deutlich teurer und technisch anspruchsvoller sind. Hier braucht es klare politische Rahmenbedingungen, die eine pragmatische Abwägung ermöglichen.
Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Energiewende so zu gestalten, dass sie sicher, smart und bezahlbar bleibt.
Ein Programmpunkt auf dem BDEW-Fachkongress lautet „Regulierung auf dem Prüfstand: Der richtige Rahmen für die Transformation“. Warum kommt dem Regulierungsrahmen eine so zentrale Rolle bei der Transformation der Übertragungsnetze zu?
Die Übertragungsnetze sind das Rückgrat der Stromversorgung und stehen im Zentrum der Energiewende. Die Rahmenbedingungen, also die Regulierung, bestimmen maßgeblich, wie schnell und effizient wir investieren und Projekte umsetzen können. Er muss transparent sein, damit alle Beteiligten nachvollziehen können, wie Entscheidungen getroffen werden. Vor allem aber braucht es eine faire Kapitalverzinsung, insbesondere einen realistischen Eigenkapitalzins, der die Risiken und den Kapitalmarkt widerspiegelt. Ohne eine angemessene Verzinsung sind Investitionen in die langfristigen und kostenintensiven Netzausbauprojekte kaum möglich. Wenn der regulatorische Rahmen nicht passt, gerät die gesamte Transformation ins Stocken.
Meine Erwartung ist, dass die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der aktuellen Studien, den Input aus Branchenworkshops sowie die Stellungnahmen sorgfältig prüft und in die Gestaltung eines zukunftsfähigen Regulierungsrahmens einbindet.