Rückblick
Warum haben Sie sich für eine Partnerschaft auf dem BDEW-Fachkongress Treffpunkt Netze mit dem Motto „STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT“ entschieden?
Wir haben uns für eine Partnerschaft auf dem BDEW-Fachkongress „Treffpunkt Netze“ entschieden, weil starke Netze die Grundlage für die Integration erneuerbarer Energien und neuer Technologien sind. Der Kongress bietet uns die Gelegenheit, direkt mit Entscheidern und Experten der Branche in den Dialog zu treten und Lösungsansätze zu diskutieren, um den Herausforderungen der Netzbetreiber zu begegnen. Als Software-Experten sehen wir von epilot insbesondere die Prozessdigitalisierung und -automatisierung als zentralen Pfeiler, um die Energiewende voranzutreiben.
Der zeitnahe Netzanschluss von Ladestationen, Wärmepumpen usw. spielt beim Gelingen der Energiewende eine große Rolle. Was sind die größten Herausforderungen für die Netzbetreiber?
Eine große Herausforderung für Netzbetreiber beim zeitnahen Netzanschluss von Kundenanlagen sind die Prozesse in der Bearbeitung der Anmeldungen. Die Anfragen gehen über verschiedene Kanäle ein, häufig als PDF- und teilweise sogar noch als Papierformular. Die Daten sind teilweise unvollständig und es passieren Fehler bei der manuellen Übertragung in andere Systeme. Die führt zu vielen Rückfragen und zur hohen Auslastung der Mitarbeitenden bei gesetzlich vorgegebenen Fristen, die eingehalten werden müssen.
Schaut man auf Folgeprozesse, wie z.B. notwendige Verstärkung des Netzanschlusses oder Inbetriebsetzung der Anlage, ist die Systemlandschaft aktuell nicht auf die effiziente Verwaltung von konzessionierten Installateuren und anderen Marktpartnern ausgerichtet. Dies führt zu mangelnder Transparenz und unnötigen Abstimmungsaufwänden auf allen Seiten.
Zusätzlich müssen Netzbetreiber in der Lage sein, sehr schnell auf mögliche gesetzliche Änderungen zu reagieren, wofür die Bestandssysteme oft nicht flexibel genug sind.
Wie kann epilot dabei unterstützen, diese Herausforderungen zu lösen?
epilot unterstützt Netzbetreiber durch eine effiziente Prozessabwicklung für Netzanschluss, Anmeldung von Kundenanlagen und Inbetriebsetzung inkl. Installateurportal. Eine zentrale Kommunikationsplattform mit Portalen für Kunden, Installateure und andere Marktpartner vereinfacht die Zusammenarbeit und Abstimmung aller Beteiligten. Die Automatisierung und Digitalisierung von Routineaufgaben beschleunigt die Bearbeitung von Anfragen. Durch flexible und skalierbare Lösungen können wir Drittsysteme flexibel integrieren und uns schnell an neue regulatorische Anforderungen und technologische Entwicklungen anpassen. Zudem legen wir großen Wert auf Datensicherheit und Datenschutz, um die sensiblen Informationen unserer Kunden zu schützen. So tragen wir dazu bei, die Energiewende effizienter und schneller zu gestalten und Netzbetreiber in ihren täglichen Herausforderungen zu unterstützen.
Warum haben Sie sich für eine Partnerschaft auf dem BDEW-Fachkongress Treffpunkt Netze mit dem Motto „STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT“ entschieden?
Wir haben uns für eine Partnerschaft mit dem BDEW-Fachkongress "Treffpunkt Netze" entschieden, da diese Veranstaltung eine Plattform bietet, um uns mit führenden Akteuren der Energiewirtschaft zu vernetzen und unsere Lösung für das Engpassmanagement vorzustellen. Das Motto "STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT"' passt perfekt zu unserer Mission, die Netzstabilität zu verbessern. Durch den Austausch von Ideen möchten wir die Zukunft unserer Netze aktiv mitgestalten und unsere Expertise in Netzmanagement und Digitalisierung einbringen.
Der Netzausbau sowie das „digitale“ Netz stehen vor großen Herausforderungen – welche Lösungen sehen Sie?
Der Netzausbau und die Digitalisierung der Netze sind entscheidend, um den Anforderungen der Energiewende gerecht zu werden. Unsere Softwarelösung nach §14a EnWG ermöglicht eine intelligente Steuerung der Lasten im Niederspannungsnetz. Durch fortschrittliche Datenanalyse und Echtzeitüberwachung können Engpässe frühzeitig erkannt und effizient gemanagt werden. Zudem fördern wir die Integration erneuerbarer Energien und dezentraler Erzeuger, indem wir deren Einspeisung optimal steuern und die Netzstabilität gewährleisten. Unsere Lösungen erhöhen die Effizienz und Belastbarkeit der Netze und minimieren die Kosten für den Netzausbau.
Welche Rahmenbedingungen müssten aus Ihrer Sicht angepasst werden?
Um die Herausforderungen des digitalen Netzausbaus und Netzmanagements zu meistern, sind Anpassungen der regulatorischen Rahmenbedingungen notwendig. Es bedarf klarer Regelungen zur Förderung von Smart Grid-Technologien und Anreizen für Investitionen in digitale Infrastruktur. Zudem sollten die Prozesse der Datenverarbeitung standardisiert und vereinfacht werden, um den Datenaustausch zu erleichtern. Eine nachhaltige Energieversorgung erfordert die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Warum haben Sie sich für eine Partnerschaft auf dem BDEW-Fachkongress Treffpunkt Netze mit dem Motto „STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT“ entschieden?
Die Partnerschaft mit der Nachwuchsinitiative ist für uns eine Investition in die Zukunft der Netzwirtschaft. „STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT“ betont die Notwendigkeit, die nächste Generation von Fachkräften zu fördern, die in der Lage sind, die Herausforderungen der Energiewende zu bewältigen. Durch die Unterstützung dieser Initiative tragen wir aktiv dazu bei, qualifizierte Talente für die Branche zu gewinnen und zu entwickeln.
Wie können sich Unternehmen auf die künftigen Anforderungen personell vorbereiten?
Fachkräftemangel besteht sowohl in den qualifizierten Berufen wie bspw. Bauingenieuren aber gleichermaßen auch bei den handwerklichen Berufen wie Elektrikern. Eine effektive Vorbereitung auf künftige Anforderungen erfordert die Modernisierung von Arbeitsbedingungen, um ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen. Gleichzeitig sollten Unternehmen ihre Personalstrategie anpassen und die Stärkung des Recruitings vorantreiben, um talentierte Mitarbeiter zu gewinnen. Durch ein starkes Employer Branding können Unternehmen sich als attraktive Arbeitgeber positionieren und die Attraktivität technischer und handwerklicher Berufe erhöhen. Die Einführung eigener Berufsausbildungsprogramme rundet die Strategie ab und sorgt dafür, dass die benötigten Fähigkeiten gezielt aufgebaut werden.
Was sehen Sie als weitere größte Herausforderung für die Netzwirtschaft?
Eine der größten Herausforderungen für Netzbetreiber besteht darin, schnell auf Wachstumskurs zu gehen und gleichzeitig ihre Effizienz zu erhalten. Netzbetreiber befinden sich derzeit mitten in einem Paradigmenwechsel: Während historisch und über viele Jahre hinweg der Schwerpunkt auf Kostenreduktion und Effizienzsteigerung lag, müssen sie jetzt auch große Unternehmen rasch auf Wachstumspfad gebracht werden und Prozesse sowohl effektiv als auch skalierbar gestaltet werden. Im Gegensatz zu anderen Branchen, die an Zyklen aus Wachstum und Kostenoptimierung gewöhnt sind und daher entsprechend agil sind, stehen Netzbetreiber vor der Aufgabe, einen umfassenden Mindset-Shift zu vollziehen. Dieser Wechsel wird erheblicher Anstrengungen bedürfen.
Warum haben Sie sich für eine Partnerschaft auf dem BDEW-Fachkongress Treffpunkt Netze mit dem Motto „STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT“ entschieden?
Das Motto der starken Netze ist natürlich sehr stark auch mit unseren Themen Extremwetter und Klimawandel im Kontext der Netz-Resilienzerhöhung verbunden. Daher erwarten wir auch in diesem Jahr wieder sehr spannende Gespräche.
Wobei man auch sagen darf - wir sind ja nun schon lange mit dabei -, dass wir hier stets positive Erfahrungen machen, auch ganz unabhängig vom jeweiligen Motto.
Welche Rolle wird KI für die Netzwirtschaft in der näheren Zukunft spielen?
KI wird ein Booster für die Digitalisierung der zukünftig smarten Netze sein.
KI an sich ist für uns in der Meteorologie ja nichts Neues - wir setzen diese regelmäßig in unseren Lösungen ein -, die aktuelle Dynamik allerdings ist neu und wird die Vorstellungskraft vieler sprengen.
Ich möchte das mit dem Ausbau der Erneuerbaren vergleichen. Noch vor wenigen Jahren gab es kaum jemanden, der sich vorstellen konnte, dass innerhalb eines Jahres ein Erneuerbaren-Zubau stattfindet in der Größenordnung der Leistung von rund 10 Atomkraftwerken und mehr - aber genau das passiert hier und jetzt. Ähnlich unvorstellbare Entwickungen wird es mE auch im Netzbereich geben (müssen) - ich bin mir sicher, dass wir unsere Netze in 10 bis 15 Jahren Jahren nicht wiedererkennen werden.
Was sind die größten technischen Herausforderungen?
Rein technisch gesehen ist es sicherlich die Umsetzung der Digitalisierung der Netze - diese hinkt den bereits existierenden technischen Möglichkeiten weit hinterher. Womit wir auch hier wieder beim Thema Fachkräftemangel wären. Aktuell ist es leider so, dass das technisch Mögliche mangels Ressourcen nicht in der gewünschten Schnelligkeit vorangetrieben werden kann. Dennoch bin ich auch hier optimistisch, dass dieser Flaschenhals beseitigt werden kann.
Warum haben Sie sich für eine Partnerschaft auf dem BDEW-Fachkongress Treffpunkt Netze mit dem Motto „STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT“ entschieden?
Der Fachkongress Treffpunkt Netze bietet mit der Nachwuchsinitiative eine hervorragende Plattform, um junge Talente zu fördern und ihnen die Bedeutung starker Netze für die Zukunft zu vermitteln. Die Beteiligung als Partner der Nachwuchsinitiative zeigt unser Engagement für die Branche sowie die Bereitschaft und unseren Anspruch, die Zukunft aktiv mitzugestalten.
Als Vorstand eines regionalen Energieversorgers in Mecklenburg-Vorpommern ist es mir persönlich ein großes Anliegen, Verantwortung gegenüber der nächsten Generation von Fachkräften im Energiesektor zu übernehmen. Wir sind uns bewusst, dass die Sicherstellung einer nachhaltigen und zuverlässigen Energieversorgung in Zukunft in den Händen gut ausgebildeter und motivierter junger Talente liegen wird. Daher sehe ich es als meine Pflicht an, diese Talente frühzeitig zu unterstützen und ihnen den Weg in die Branche zu erleichtern.
Der Kongress bietet darüber hinaus die Möglichkeit, sich mit Experten auszutauschen und neue Ideen und Ansätze zu diskutieren, die für die zukünftige Entwicklung und Innovation im Energiesektor entscheidend sind. Die Teilnahme an solchen Diskursen ist für uns von großer Bedeutung, da sie uns hilft, am Puls der Zeit zu bleiben und die neuesten Trends und Technologien frühzeitig zu erkennen und zu integrieren. Dies stärkt nicht nur unsere eigene Position, sondern trägt auch zur Stärkung der gesamten Branche bei.
Durch die Förderung der Nachwuchsinitiative wollen wir zudem ein Signal an andere Unternehmen senden, sich ebenfalls für die Förderung junger Talente einzusetzen. Ein starkes Netzwerk und eine engagierte Gemeinschaft sind essenziell, um die Herausforderungen der Energiewende erfolgreich zu meistern und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.
Wie können sich Unternehmen auf die künftigen Anforderungen personell vorbereiten?
Es gibt mehrere Aspekte, die Unternehmen - insbesondere im Energiesektor - im Blick haben müssen. Einerseits Technologie und Digitalisierung. Der Einsatz moderner Technologien und digitaler Tools ist zwingend erforderlich, um Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern. In diesem Kontext sind Investitionen in die Infrastruktur sowie in kontinuierliche Weiterbildung und Schulung der Mitarbeitenden unerlässlich, um sicherzustellen, dass sie über die neuesten Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.
Ein weiterer Aspekt ist die Förderung einer Kultur der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Die Arbeitswelt hat sich stark verändert und nur wer rasch auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren kann, wird sich im Wettbewerb – nicht zuletzt auch um die Fachkräfte von morgen – durchsetzen können.
Nur mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Remote-Arbeit und moderner Arbeitsplatzausstattung wird man die Erwartungen der Mitarbeitenden an die Arbeitsbedingungen erfüllen können.
In diesem Zusammenhang spielt auch die Talentförderung eine bedeutende Rolle. Hier gilt es, Talente zu identifizieren und zu fördern. Mentoring-Programme für Absolventen und (Young) Professionals sowie Karriereentwicklungspläne können dabei helfen, Mitarbeiter zu motivieren und zu binden.
Allem voraus geht natürlich die Nachwuchsgewinnung, z.B. durch eigene professionelle Ausbildung und Partnerschaften mit Hochschulen sowie Praktikumsprogramme und zur Steigerung der Bekanntheit der Arbeitgebermarke und Arbeitgeberattraktivität.
Was sehen Sie als weitere größte Herausforderung für die Netzwirtschaft?
Die Integration erneuerbarer Energien und die Digitalisierung sind zwei wesentliche Treiber der künftigen Energielandschaft. Um das System der Stromversorgung stabil zu halten, muss es flexibel reagieren können. Es braucht an unterschiedlichen Stellen unterschiedliche Antworten auf die wachsende Volatilität bei der Stromerzeugung mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Ausbau erneuerbarer Energien bringen enorme Investitionen mit sich, die auch erwirtschaftet werden müssen. Alle Unternehmen der Energiebranche, insbesondere die Verteilnetzbetreiber, müssen ihre Rolle im künftigen Energiesystem neu definieren.
Auch die Erwartungen der Kunden an Zuverlässigkeit, Transparenz und Nachhaltigkeit der Energieversorgung nehmen zu, was zusätzliche Anforderungen an die Netzwirtschaft stellt. Wir müssen nicht nur die technische Infrastruktur anpassen, sondern auch den Kundenservice und die Kommunikation entsprechend weiterentwickeln, um den gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden.
Außerdem steigt mit der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung auch das Risiko von Cyberangriffen. Der Schutz kritischer Infrastrukturen wird daher immer wichtiger. Unternehmen müssen erhebliche Ressourcen in die IT-Sicherheit investieren und sicherstellen, dass ihre Systeme robust und resilient gegen Angriffe sind. Die Zusammenarbeit mit Behörden und anderen Unternehmen ist dabei unerlässlich, um bestmögliche Schutzmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.
Der BDEW Fachkongress Treffpunkt Netze hat dieses Jahr das Motto: „STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT“. Was heißt das für Sie?
Wir bei TransnetBW schaffen diese Infrastruktur mit starken Netzen für die Energiewende. Als Betreiberin des Übertragungsnetzes in Baden-Württemberg sichern wir die Stromversorgung im Herzen Europas. Mit unseren Netzbauprojekten garantieren wir die Lebensqualität des Wirtschaftsstandorts Deutschland und die Leistungsfähigkeit Europas. Das Kongressmoto trifft daher auch unsere Mission und Vision! Denn die Energieversorgung ist mitten in einem beispiellosen Wandel. 2022 ist in Deutschland das letzte Kernkraftwerk vom Netz gegangen, spätestens 2038 werden wir auch aus der Kohle aussteigen. Bis 2045 muss Deutschland klimaneutral sein. Das gelingt nur mit der Kraft von Wind, Sonne und Wasser und mit einer Infrastruktur, die die erneuerbaren Energien zuverlässig und grenzübergreifend zu den Menschen bringt.
Eine wichtige Voraussetzung, um diese Herausforderungen der Zukunft zu meistern, ist ein zukunftssicherer Regulierungsrahmen. Insbesondere die Bundesnetzagentur besitzt hierfür mit ihrer neu gewonnenen Festlegungskompetenz einen großen Gestaltungsraum. Mit der Neugestaltung des regulatorischen Rahmens sollte die Behörde gemeinsam mit den Netzbetreibern die Instrumente der Refinanzierung überarbeiten und die Rahmenbedingungen zukunftsorientiert ausgestalten.
Was sind die größten Herausforderungen für den Netzausbau?
Die Energiewende ist und wird ein großer Kraftakt für alle Akteure in Politik, Gesellschaft und Industrie. Geschwindigkeit und Akzeptanz sind die Maßstäbe, die uns beim Netzausbau als dem Rückgrat der Energiewende treiben.
Erfreulicherweise hat der Deutsche Bundestag für neue Stromleitungs-Projekte, die von der Bundesnetzagentur genehmigt werden, Ende 2023 ein verschlanktes Genehmigungsverfahren beschlossen, bei dem die langwierige Bundesfachplanung entfällt. Diese Beschleunigung nutzen wir bereits in der Kooperation StromNetzDC. Zusammen mit unseren Partnern 50Hertz und TenneT realisieren wir vier neue Gleichstrom-Projekte.
Wir befürchten allerdings, dass die Akzeptanz der Energiewende bei den Bürgerinnen und Bürgern sowie der Industrie dauerhaft Schaden nehmen wird, wenn die Kosten für den Netzausbau über das unbedingt erforderliche Maß hinaus steigen. Die Politik sollte daher ein Interesse daran haben, die Kosten so gering wie möglich zu halten. Bei den drei neuen Gleichstrom-Übertragungsleitungen „OstWestLink“, „NordWestLink“ und „SuedWestLink“ haben wir hierzu einen konkreten Vorschlag gemacht. Mit einem Wechsel von der Erdverkabelung auf Freileitung könnten hier 20 bis 23 Milliarden Euro eingespart werden – das entspricht etwa einer Halbierung der Kosten. Weitere Hebel zur Kostensenkung sehen wir in der weiteren Beschleunigung des Netzausbaus durch Bürokratieabbau sowie in der Bereitstellung von Flexibilitäten, um Kosten für Engpass-Maßnahmen im Stromnetz einzusparen.
Wie kann die Finanzierung des Netzausbaus gestemmt werden?
Der Netzentwicklungsplan 2037/2045 zeigt, dass der Netzausbau gegenüber früheren Planungen deutlich steigen muss, um die Klimaneutralität wie geplant zu erreichen. Dies bedeutet für uns Übertragungsnetzbetreiber nahezu eine Verdopplung des Finanzierungsbedarfes! Um das zu stemmen und unsere Investitionsfähigkeit sicherzustellen, ist die Ausgestaltung des regulatorischen Rahmens entscheidend.
Die zukünftige Investitionsfähigkeit der Netzbetreiber hängt maßgeblich von der Verzinsung des eingesetzten Kapitals ab. Diese muss marktüblich sein und das gesamte gebundene Eigenkapital berücksichtigen. Dabei darf es keine Trennung zwischen Neu- und Bestandsinvestitionen oder zwischen verschiedenen Refinanzierungsinstrumenten geben.
Der Eigenkapitalzins muss für Investoren jederzeit und in der Gesamtbetrachtung eine marktgerechte und dem Risiko angemessene Rendite darstellen. Wenn dies nicht gegeben ist, werden sich Investoren für alternative Anlagemöglichkeiten entscheiden, was die langfristige Finanzierung der dringend erforderlichen Netzinvestitionen gefährdet. Änderungen an der Kapitalkostenvergütung, die derzeit vor dem Hintergrund eines neues Regulierungsrahmens diskutiert werden, dürfen keinesfalls zu einer weiteren Verschlechterung der Investitionsbedingungen in deutsche Netzbetreiber führen.
Mit Blick auf die Finanzierung des Netzausbaus stehen die Übertragungsnetzbetreiber auch vor der Herausforderung, in den kommenden Jahren Fremdkapital in nie dagewesenem Umfang aufzunehmen. Der Abbildung marktgerechter Fremdfinanzierungskonditionen, die eine vollständige Deckung der tatsächlichen Kosten der Fremdkapitalbeschaffung ermöglichen, muss im zukünftigen Regulierungssystem ebenfalls eine hohe Priorität eingeräumt werden.
Und schließlich wächst mit den Investitionen der Netzbetreiber auch das Anlagevermögen und somit zwangsläufig der operative Aufwand , der mit dem sicheren Betrieb, der umfangreichen Wartung und der Digitalisierung unserer Infrastruktur einhergeht. Im wachsenden Umfeld der Energiewende muss der neue Regulierungsrahmen als eine Art Grundvoraussetzung die vollumfängliche Deckung der Betriebskosten sicherstellen.
Warum haben Sie sich für eine Partnerschaft auf dem BDEW-Fachkongress Treffpunkt Netze mit dem Motto „STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT“ entschieden?
Das diesjährige Motto deckt sich bestens mit unserer Vision "Intelligente Netze für eine nachhaltige Zukunft weltweit". Darüber hinaus sind wir seit der Gründung von envelio im Jahr 2017 jedes Jahr auf dem Treffpunkt Netze und schätzen den BDEW-Fachkongress als ideale Veranstaltung, um die wichtigsten Entscheider der Branche zu treffen und gemeinsam Zukunftsthemen wie z.B. den §14a EnWG voranzutreiben.
Was sind die größten technischen und betriebswirtschaftlichen Innovationen für die Netze der Zukunft?
Starke und leistungsfähige Netze sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Um die Versorgungssicherheit und Leistungsfähigkeit auch in Zukunft zu gewährleisten, spielt die Digitalisierung und Automatisierung der Netze eine zentrale Rolle. Dazu brauchen wir digitale Zwillinge, die es ermöglichen, unsere Netzinfrastruktur in Echtzeit zu überwachen und zu steuern. Ein belastbares Netz der Zukunft setzt aber auch eine vorausschauende und effiziente Planung voraus. In Zeiten knapper werdender personeller und finanzieller Ressourcen ist es umso wichtiger vorausschauend und proaktiv zu planen.
Welche Rahmenbedingungen müssten aus Ihrer Sicht angepasst werden?
Es ist wichtig, dass wir als Branche klare und zielführende Rahmenbedingungen haben. So sind beispielsweise der §14a EnWG und das Smart-Meter-Gesetz sinnvolle regulatorische Impulse für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Allerdings darf die Umsetzung nicht durch regulatorische Hürden und ausufernde Bürokratie gebremst werden. Beispielsweise dauern Genehmigungsverfahren für den Ausbau erneuerbarer Energien und den Netzausbau immer noch zu lange. Hier gilt es, die richtige Balance zu finden.
Warum haben Sie sich für eine Partnerschaft auf dem BDEW-Fachkongress Treffpunkt Netze mit dem Motto „STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT“ entschieden?
Das Motto passt perfekt zu unserer Überzeugung, unserer Strategie und dem Beitrag, den wir liefern wollen. Ohne Netze wird die Nachhaltigkeitswende nicht funktionieren, nicht in Deutschland, nicht global. Die immensen Anstrengungen, die notwendig sind, schaffen wir nur gemeinsam. Nur wenn wir die physische mit der digitalen Welt verbinden, wird es uns gelingen, dass die Stromnetze nicht zum Bremsklotz der Entwicklung werden. Der BDEW Treffpunkt Netze bietet eine hervorragende Gelegenheit gemeinsam mit führenden Netzbetreibern die „dicken Bretter“ lösungsorientiert zu diskutieren, unseren „Werkzeugkoffer“ zu durchleuchten und weiter zu innovieren.
Warum ist das intelligente Nutzen von Netzflexibilitäten so wichtig?
Die Zuwachsraten der letzten Jahre, sowohl auf Erzeugungsseite – insbesondere PV – als auch auf Verbrauchsseite waren schon extrem, müssen aber noch weiter steigen, wenn wir die politischen Ziele erreichen wollen. Wir reden hier mindestens von einer Versiebenfachung der dezentralen Ressourcen bis 2030. Dafür sind die Netze nicht ausgelegt worden; und in der Kürze der Zeit ist ein entsprechender Ausbau schlicht nicht realisierbar. Es geht also darum die bestehende Infrastruktur noch effektiver und effizienter zu nutzen, ohne die Versorgungssicherheit und Systemstabilität zu gefährden. Dafür gilt es die vorhandenen Flexibilitäten aus z.B. verschiebbarem Verbrauch von Ladeinfrastruktur, stationären Speichern oder Wärmepumpen netzdienlich im Sinne §14a EnWG zu nutzen. Das bedeutet nicht nur zur Selbstoptimierung des einzelnen Prosumers bzw. zukünftig „Flexumers“, sondern auch zum „Erzeugungsfolgebetrieb“, zur Vermeidung von Netzengpässen, sonstigen Grenzwertverletzungen und teurer Überdimensionierung von Betriebsmitteln.
Welche Lösungen und innovative Ansätze gibt es dafür?
Wir müssen unsere Netze von der Planung über den Betrieb bis zur Instandhaltung teilweise neu denken, am besten „end-to-end“, nutzen- und nutzerzentriert und sektorübergreifend. Mit Gridscale X als Softwareportfolio und tiefem Branchenwissen begleiten wir diesen Weg. Da geht es insb. darum, eine viel stärkere Prozess- und Informationsintegration zu erreichen, Planungs- und Betriebsgrundsätze fundiert anzupassen, aktuelle einheitliche Netzmodelle über verschiedene Abteilungen und Stakeholder hinweg zu gewährleisten und Transparenz über alle Spannungsebenen hinweg zu schaffen für eine höhere Auslastung der Netze. Technologische Neuheiten von verbesserten Algorithmen bis hin zu KI befähigen dann unsere Software, bspw. Schaltempfehlungen zu generieren für eine Entlastung im Niederspannungsnetzbetrieb.
Wir stellen gerne unser Wissen und unsere Werkzeuge zur Verfügung, um die Netze in die nächste Generation zu überführen.
Warum haben Sie sich für eine Partnerschaft auf dem BDEW-Fachkongress Treffpunkt Netze mit dem Motto „STARKE NETZE, STARKE ZUKUNFT“ entschieden?
Gerade die Niederspannung hat in der Digitalisierung noch etwas Aufholbedarf, wobei wir eine ganzheitliche Automatisierung anstreben müssen. Nur auf Basis von digitalen Prozessen und einer digitalen Niederspannungsnetzbewirtschaftung wird die Flexibilität des Energienetzes genutzt und die Zuverlässigkeit der Energieversorgung zukünftig sichergestellt. Was bereits möglich ist, wollen wir hier vorstellen. Besonders der Austausch vor Ort ist essentiell. Beim Networken entstehen wertvolle Kontakte und auch das Wiedersehen mit Partnern und Kolleginnen und Kollegen der Branche lassen komplexere Diskussionen zu.
Treffpunkt Netze schafft einen tollen Rahmen um in guter Atmosphäre sich inspirieren zu lassen und Einblicke zu bekommen. Der Erfahrungsaustausch und Best Practices mit anderen Fachleuten, aber auch Engagement helfen enorm unsere Herausforderungen gemeinsam zu lösen.
Welche Rolle spielen die Digitalisierung/KI/Digitaler Zwilling im Netz?
Die Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und der Digitale Zwilling spielen eine entscheidende Rolle in der modernen Entwicklung und dem Betrieb von Stromnetzen. Sie tragen erheblich dazu bei, die Effizienz, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit von Stromnetzen zu erhöhen. Sie sind unverzichtbare Werkzeuge für Netzbetreiber, um den Herausforderungen der Energiewende und der zunehmenden Komplexität der Energieversorgung gerecht zu werden.
Konkrete Aspekte, die die Bedeutung dieser Technologien verdeutlichen:
Was sind die größten regulatorischen, technischen, politischen Herausforderungen?
Die größte Herausforderung ist die bedarfsorientierte Priorisierung der einzelnen Aufgabenbereiche. Wir stecken in einer Transformationsphase bei welcher wir weiterhin eine stabile und effiziente Energieversorgung sicherstellen müssen. Die Vielzahl der Herausforderungen in den unterschiedlichen Bereichen und mit diversen Fokussierungen kann schnell überfordernd wirken. Hier müssen wir uns agil und kontinuierlich in eine Transformation begeben und das System step by step umbauen und somit viele Iterationszyklen bewältigen. Dabei dürfen wir das Ziel- bzw. Fernbild nicht verlieren und auch dieses stets fokussieren und schärfen.